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10. Oktober 2024

Ein spezielles Thema – mit großem Potential, wenn es um Klimaneutralität geht: Um Prozesswärme und die Frage, ob Wasserstoff industrielle Prozesse dekarbonisieren kann, ging es beim jüngsten Netzwerktreffen der Wasserstoffallianz Westfalen. In der Werkstatthalle des MaxiParks Hamm waren rund 30 Vertreter von Unternehmen und Institutionen aus der Region zusammengekommen, um sich über Innovationen zu informieren und gemeinsam zu diskutieren.

Zu den Referenten gehörten unter anderem Dr. Jörg Leicher vom Gas- und Wärme-Institut Essen e.V. und Marc Stöver von Kueppers Solutions GmbH – beide Institutionen haben gerade erst den Innovationspreis NRW 2024 erhalten. Sie haben gemeinsam eine „Dual-Fuel-Technologie“ entwickelt, die in der industriellen Produktion den Betrieb von Brennern sowohl mit Erdgas als auch mit Wasserstoff ermöglicht.

Zu Beginn betonte Laura Graziano von NRW.Energy4Climate, der Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz, die Wichtigkeit des Themas „Prozesswärme“ für eine klimaneutrale Zukunft. Über 70 Prozent der erforderlichen Wärme in industriellen Prozessen sei fossiler Herkunft, also aus Kohle oder Gas. Will NRW bis 2025 klimaneutral sein, muss man also zwingend auch hier ansetzen. Dabei sei die Verwendung von Wasserstoff kein Allheilmittel. So nannte Laura Graziano auch Punkte wie eine Effizienzsteigerung in der Produktion, die Nutzung von Solar- und Geothermie und die Elektrifizierung von Prozessen mit grünem Strom als weitere Instrumente auf dem Weg zur Klimaneutralität in der Industrie.

Auch Dr. Jörg Leicher vom Gas- und Wärmeinstitut Essen e.V., der in seinem Vortrag vor allem industrielle Prozesse im Hochtemperaturbereich in Bezug auf eine zukünftige Dekarbonisierung betrachtete, machte deutlich, dass weder eine Elektrifizierung mit grünem Strom noch ein Umstieg auf grün produzierten Wasserstoff zurzeit die Lösung aller Probleme seien. Es komme auf den Mix an, um eine sichere und kalkulierbare Energieversorgung gewährleisten zu können. Dabei wies Dr. Leicher aber auch darauf hin, dass Unternehmen, die bisher auf Erdgas als Energiequelle setzten, relativ einfach auf Wasserstoff umsatteln könnten. Erdgasleitungen, die nach 1980 installiert wurden, seien durchaus auch für den Transport von Wasserstoff geeignet.

Innovationen aus Unternehmen

Hier setzte der Vortrag Erik Masekowskys an, der für die Saacke GmbH vor Ort war. Denn wenn aus den Erdgasleitungen Wasserstoff strömt, heißt das noch lange nicht, dass dieser vor Ort verwendet werden kann. Zwar könne ein Erdgasbrenner auch mit Wasserstoff betrieben werden, es seien aber einige Modifikationen nötig. Denn Wasserstoff brennt heißer und gleichmäßiger als Erdgas, entsprechend robuster muss ein Wasserstoffbrenner sein. Die Saacke GmbH habe hier entsprechende Produkte entwickelt, das Manko: Die Lösungen, Wasserstoff in der Prozesswärme zu verwenden, sind bereits da. Und auch Unternehmen, die gerne auf Wasserstoff umsteigen würden, sind da. Es fehlt nur noch an einer ausreichenden und sicheren Versorgung mit grünem Wasserstoff: „Wir warten auf Wasserstoff!“

Hier stellte Marc Stoever für Kueppers Solution eine innovative Brennertechnologie vor, die sowohl Erdgas als auch Wasserstoff umsetzen kann. So könne Versorgungssicherheit gewährleistet werden, auch wenn Wasserstoff nicht permanent zur Verfügung steht. Dies würde dann zwar nur teilweise zu einer Dekarbonisierung beitragen, doch könnten Unternehmen sich damit Schritt für Schritt einem endgültigen Umstieg auf grünen Wasserstoff nähern und bereits auf Erdgasbasis Brennstoff- und Emissionseinsparungen erzielen.

Wie Brenner nicht nur effizienter arbeiten können, stellte im Anschluss Dr. Jochen Volkert für die promeos GmbH vor. Promeos hat eine „Flammenlos-Technik“ entwickelt, die sowohl mit Wasserstoff als auch anderen Energiequellen arbeiten kann. Durch eine modulare Bauform ist bei dieser Technik sowohl eine Integration in Neuanlagen als auch in Anlagenteile von bestehenden Thermoprozessanlagen möglich. Darüber hinaus bietet die Firma ein breites Spektrum von flammengebundenen, flammenlosen und elektrifizierten Geräten.

Immer wieder war in den Vorträgen die fehlende Versorgungssicherheit mit grünem Wasserstoff Thema, die den Unternehmen den Umstieg auf den klimaneutralen grünen Wasserstoff erschwert oder unmöglich macht. Hier zeigte Frank Claassen für die Ambartec GmbH eine mögliche Lösung auf. Das Unternehmen hat die HyCS-Technologie entwickelt: Hierbei wird Eisenoxid durch zugeführten Wasserstoff reduziert. Wasserdampf wird abgegeben und kann erneut in der Elektrolyse genutzt werden. Bei der Entladung wiederum wird Wasserdampf zugeführt, der auch aus dem Abgas einer Rückverstromungseinheit kommen kann. Dadurch oxidiert das Eisen und die Energie des zuvor gespeicherten Wasserstoffs wird zur Verfügung gestellt. So kann Wasserstoff leicht transportiert und gefahrlos gelagert werden.

Fazit

Die Veranstaltung machte deutlich, dass es seitens der Industrie bereits viele Innovationen und Entwicklungen gibt, um Wasserstoff im Bereich der Prozesswärme einzusetzen. Doch es wurde auch mehr Tempo in Sachen Wasserstoff seitens der Politik eingefordert – vor allem das Thema Versorgungssicherheit brennt vielen Unternehmen unter den Nägeln.